Heidemarie Stahl:
Neapel war die Urheimat des Pervonte; der geistige Vater – Giambattista Basile- wurde dort um 1575 geboren. Sein “Pentameron”, eine in neapolita-nischem Dialekt verfasste Märchen-sammlung, gilt als das schönste Buch des italienischen Barock.
Es hatte aber schon Christoph Martin Wieland Gefallen an einer dieser Erzählungen gefunden – eben am “Peruonto”. Bei ihm verwandelt sich in den Jahren 1779 bis 1796 das schlichte Märchen in eine geistreiche Verserzählung mit philosophischer Pointe: Die Prinzessin nutzt die blinde Ver-liebtheit Pervontes aus, um sich von den Feen immer maßlosere Wünsche erfüllen zu lassen, ohne dass Glück und Seelenfrieden sich damit auf Dauer einstellen.
Karl Dietrich:
Das melodische Element ist wieder vorherrschend und greift Keckes und Buffoneskes auf, kommt auf Zitate der Vergangenheit und Folklore zurück, verschwindet zuweilen, wird zerfasert, von der Tonalität gelöst, atonal zermürbt und den dramatisch und dramaturgisch entsprechenden Situationen angepasst.
Diese Oper hat für mich einen ganz besonderen Reiz: Musik umgesetzt in Aktion, in Bewegung, in bildhaften Zauber, bei dem die unglaublichsten Dinge passieren können! Unser “Pervonte” ist so etwas, ist ein Zauber und Märchen mit ernster Warnung. Märchen dienten den Menschen stets dazu, der grauen Wirklichkeit zu entfliehen – und es ist kaum anzunehmen, dass sie ihnen heute weniger notwendig wären.
Die musikalische Form ergibt sich aus der Handlung, wobei die Tendenz besteht, dass sowohl innerhalb eines Bildes der musikalische Zusammenhang deutlich als auch im Ganzen die Struktur der Oper dem Hörer gliederbar und fasslich bleibt. Dramaturgische und musikalische Verbindungen werden durch Erinnerungsmotive geschaffen, die variiert in verschiedenen Bildern (insgesamt 5) erscheinen und sich zum Teil durch die ganze Oper ziehen. Im Großen und Ganzen wird eine dramatische Wahrhaftigkeit und Wirksamkeit der Musikbühne angestrebt, die jeden Zuschauer und Hörer erfassen, erheitern, nachdenklich machen und gewisse Vorurteile gegen das moderne Theater aufheben soll.