Zu seinem Werk Sinfonie Nr. 7 „Sinfonia Erfordia“ schrieb der Komponist Karl Dietrich 1992 folgendes:
Zur 1250-Jahr-Feier Erfurts im Jahre 1992 schuf ich meine 7. Sinfonie, die ich anlässlich des ehrwürdigen Jubiläums mit dem Beinamen „Sinfonia Erfordia“ schmückte. Ich widmete sie der Stadt und ihrer Philharmonie mit dem Chefdirigenten GMD Wolfgang Rögner. Dieses musikalische Geschenk ist letztlich auch darauf zurückzuführen, dass ich seit über 30 Jahren mit dem Orchester in Verbindung stehe.
Um der Sinfonie musikalische Geschlossenheit zu verleihen, kam ich auf den Gedanken, die vertonbaren Buchstaben der lateinischen Bezeichnung „Erfordia“ (e-f-d-a) als Kopfmotiv und Impulsgeber für vielerlei Ab-und Verwandlungen, die dem Thema obliegen, in jedem Satz zu nutzen. Die vier Sätze des Werkes, I. Introduktion, II. Scherzo, III. Meditation, IV. Aktion, meiden genrehaft programmatische Bindungen an Stadtbilder oder Geschehnisse in der Historie. Vielmehr ging es mir bei der Konzeption um das Einfangen und Bewusstmachen verschiedener Stimmungen, die im Blick auf eine so geschichtsträchtige Vergangenheit in uns Heutigen wach werden. Der erste Satz wird eingeleitet durch das markant akzentuierte Thema e-f-d-a im „ff“ der Violinen, dem sich in den Bässen und dann im Ensemble die Transpositionen a-b-g-d-es-c-g usw. anschließen.
In machtvoller Weise deutet dieser Intervallaufbau den Geist einer uralten bedeutsamen Stadt an, der den Respekt vor ihrem historischen Rang widerspiegelt. Den zweiten Satz sollen sowohl mittelalterliche, menuetthafte, als auch gegenwärtige Impressionen im derbfröhlichen sowie heiteren Treiben des ¾-Taktes beleben. Im dritten Satz „Meditation“ erfährt das Grundmotiv e-f-d-a eine kontrapunktische Überlagerung durch den cantus firmus des mittelalterlichen Chorals „O ew`ger Gott, wir bitten dich, gib Frieden unsren Tagen“. Die Meditation ist größtenteils dem Streichorchester zugeordnet. Sie versenkt sich in nachdenklicher Stille, die leidenschaftliche Erregungen durchbrechen.
In freitonaler Metamorphose, deren Strukturen sich zum D-Dur-Akkord durchringen, endet die Meditation im pianissimo. Fanfarenähnlich installiert sich der vierte Satz auf den transponierten Tönen c-des-b-f in der Blechbläsergruppe. Pauken treiben das Orchester zu einer quasi unendlichen Steigerung an. Im Hintergrundgeflecht klangflimmernder Aleatorik erscheint das Thema in mehreren Varianten, um somit meinem Anliegen Ausdruck zu geben, die spannungsvolle Gegenwart in den Griff zu bekommen.